TERRA-Online / Gymnasium


Zugarten des Eurotunnels


Shuttle, Frachtshuttle, Trans Marche Super Train, Güter- und Containerzüge



Shuttlezug beim Beladevorgang (Eurotunnel)


Le Shuttle

Mit dem als "Le Shuttle" bekannt gewordenen und 1998 in "Eurotunnel" umgenannten Shuttleservice der Eurotunnel-Betreibergesellschaft werden sowohl LKW als auch Privat-PKW mitsamt Insassen von England nach Frankreich und umgekehrt nach dem Huckepacksystem transportiert. Auf französischer Seite werden die Fahrzeuge am Verladeterminal von Coquelles in die Transferzüge geladen. Der Passagier- und Frachtbahnhof ist einer der größten und modernsten in Europa, sein englischer Bruder auf der anderen Seite des Kanals ist lediglich ungefähr ein Fünftel so groß und befindet sich bei Folkstone in Autobahnnähe, welche für eine schnelle und günstige Verbindung sorgt. Die Reisezeit von Terminal zu Terminal dauert 35 Minuten. Die Maximalgeschwindigkeit des Shuttles liegt bei 160 km/h, die normale Reisegeschwindigkeit bei 130 km/h.
Die Waggons wurden eigens für die Bahngesellschaft entwickelt und speziell an die Anforderungen des Tunnels angepasst. Sie transportieren sowohl PKW und Motorräder als auch Busse und Wohnwagen sowie Fahrräder und Einzelpersonen. Die Wagen bestehen aus zwei Abschnitten mit je einem Lade- und 12 Transportwaggons. An jedem Ende des Zuges befindet sich je eine Lokomotive. Die Beladungswaggons dienen als Brücke zwischen Terminal und Shuttlewagen. Reisende und Fahrer können sich entweder in ihren Fahrzeugen aufhalten oder sich frei im Zug bewegen. Die Wagen werden von den Reisenden selbst in die Waggons gefahren. Jeder Zug hat eine Kapazität von maximal 120 PKW und 12 Bussen oder nur 180 PKW. Die Waggons für die PKW sind doppelstöckig, für Busse sind die Waggons nur mit einer Ebene ausgestattet. Motorräder werden in den PKW-Waggons untergebracht, Wohnwagen bei den Bussen. Auf einem Display wird im Waggon angezeigt, an welcher Stelle des Tunnels sich die Waggons befinden. Schon bevor man die Terminals erreicht, können aktuelle Informationen zur Kanalunterquerung und Kanalüberfahrt auf der Rundfunkfreuquenz 107.6 MHz empfangen werden. An Bord des Shuttles werden Informationen über die eigenen Rundfunksender 95.6 und 99.8 MHz ausgestrahlt. Es existieren insgesamt 9 Passagiershuttles, welche bis zu 110 Überquerungen pro Tag leisten können. Die Transfers finden sowohl am Tag als auch in der Nacht das ganze Jahr über statt.


Frachtshuttles

Neben den Passagiershuttles gibt es getrennte Shuttlesysteme für LKW. Diese sind ebenso in zwei Sektionen aufgeteilt und verfügen jeweils über zwei Ladewaggons und bis zu 14 Transportwaggons. Die Transportwaggons sind im Unterschied zu den Passagiershuttles in offener Bauweise konstruiert und jeder Wagen kann einen Sattelzug mit einen Maximalgewicht von 44 t transportieren. Das Maximalgewicht des gesamten Zugs darf bis zu 2.400 t betragen. Ausgeschlossen vom Eurotunnelverkehr sind jedoch LKW, welche Gefahrengut geladen haben. Während der Fahrt wechseln die Fahrer der LKW in einen Aufenthaltswaggon hinter der ersten Lokomotive.
Die Gesellschaft besitzt insgesamt 13 Frachtshuttles, welche die Route bis zu 150 mal am Tag fahren können. Der große Vorteil des Eurotunnel-Shuttles gegenüber der Fähre ist die Unabhängigkeit vom Wetter. So wird der Shuttlebetrieb 24 Stunden am Tag und 52 Wochen im Jahr gewährleistet. Dies spielt besonders für termingerechte Lieferungen eine bedeutende Rolle.


Trans Marche Super Train

Die dritte Art des Reiseverkehrs durch den Eurotunnel ist mit dem Hochgeschwindigkeitszug Eurostar. Dieser, durch eine eigene Firma betriebe Zug ist vom Typ TMST (Trans Marche Super Trains), welcher dem französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV stark ähnelt. Er besteht aus zwei unabhängigen Hälften mit eigenen Triebköpfen. Die Waggons sind druckdicht gebaut und mit ferngesteuerten Außentüren, versiegelten Fenstern sowie Klimaanlagen ausgestattet. Jeder Eurostar (Geamtlänge: 400 m) hat ein Passagiervolumen von 766 Personen und besteht aus 18 Wagen. Pro Zugeinheit werden somit ein Waggon der Luxusklasse (First Premium), fünf 1. Klasse Waggons (First Class), zehn 2. Klasse (Second Class) Waggons und zwei Restaurantwagen eingesetzt.
Der erste Eurostar durchfuhr den Tunnel am 20. Juni 1993, der fahrplanmäßige Betrieb wurde am 14. November 1994 aufgenommen. 38 Eurostarzüge verkehren insgesamt. Die Reisezeiten von London nach Paris (bis zu 24 Fahrten pro Tag) betragen drei Stunden und von London nach Brüssel (bis zu 10 Fahrten pro Tag) 2 Stunden und 40 Minuten. Von London bis zur französischen Stadt Lille dauert die Fahrt lediglich zwei Stunden. Nur durch den Tunnel konnten diese schnellen Direktverbindungen erreicht werden, wie sie zuvor auschließlich mit dem Flugzeug möglich waren. Als Ziele werden London (Waterloo Station), Ashford, Calais, Lille, Paris (Gare du Nord), Disneyland Paris und Brüssel regelmäßig angefahren. Disneyland wurde als Haltestelle mit in den Fahrplan aufgenommen, damit die Britischen Touristen den Vergnügungspark bei einer Reisezeit von nur drei Stunden auch als einziges Ziel bequem anfahren können. Der Vergnügungspark erhofft sich durch diesen Service mehr Besucher, ebenso wie der Eurostar hierdurch mehr Passagiere anwerben möchte. Touristen sollen ebenfalls direkt mit dem in der Winterzeit wöchentlich eingesetzten "Ski-Train" angesprochen werden. So verkehren seit 1997 in dieser Jahreszeit zwei EUROSTAR zwischen London (sowie Ashford) und den französischen Alpen (direkt angefahrene Ziele sind Moutiers, Aime la Plagne und Bourg St. Maurice) für britische Wintersportler.
Das Hauptproblem in der Realisierung des Eurostar-Konzeptes lag in den unterschiedlichen Bahnstandards der beteiligten Länder. Frankreich, Belgien und Grossbritannien haben jeweils ein eigenes Stromnetzsystem, so dass der Eurostar drei verschiedene Stromversorgungsmechanismen bekam, um ungehindert auf allen Bahnstrecken zu verkehren. Auch die Signalsysteme sind unterschiedlich, der Eurostar muss hier vier Systeme beherrschen. Für den Eurotunnelbetrieb mussten besondere Brandschutzvorkehrungen beachtet werden.


Güter- und Containerverkehr

Der Tunnel kann neben dem Shuttlebetrieb und dem Eurostar-Hochgeschwindigkeitszug auch von "normalen" Zügen genutzt werden. Güter- und Containerzüge verkehren ebenfalls zwischen Calais und Folkestone. Diese werden lediglich von einer Lokomotive gezogen und dürfen ebenso wie die LKW bei der Shuttle-Überquerung keine Gefahrgüter jeglicher Art transportieren, um das Unfallrisiko zu minimieren.
Der Güter- und Containertransfer durch den Eurotunnel hat sich im Wesentlichen aufgrund des Vorteils des wetterunabhängigen Warenaustausches zwischen dem Kontinent und England etabliert. Güterzüge durchfahren den Tunnel jedoch ausschließlich in der Nacht sowie zu verkehrsarmen Tageszeiten.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Michael Streifinger, Sebastian Bork
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2002
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 08.01.2006
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